Gerhard Fuchs - Fährten, DOTS & CUTS
Veranstaltungsort
Städtische Galerie, Kulturhof Flachsgasse
Veranstaltungs-Adresse
Termine
49.316664033615, 8.4379883895492
Als Künstler überschreitet Gerhard Fuchs gerne Grenzen. Ein früher Ausstellungstitel lautete: „der erschöpfte schöpfer“. Darin bezog er sich auf Werke bekannter Künstler und ließ sich von Kunstpostkarten inspirieren. Bei „Girl with Hoop, 1971“ von Richard Lindner etwa verdinglichte er den gemalten Hula-Hoop-Reifen und montierte ihn als fünfteiliges Objekt auf eine Holzkonsole. Die im Gemälde nicht sichtbare Hand hielt nicht das Spielgerät – eine ironisierende Brechung, die in den folgenden Jahren die Regie über sein künstlerisches Schaffen übernehmen sollte.
Aufgrund seines visuell-optischen Spürsinns rückte schließlichdas Medium Fotografie in den Fokus. In der Kunstgeschichte gilt die Collage als gängige Produktionsweise, deren Gegenstück in den 50er Jahren die Décollage – das Abreißen von Plakaten – darstellte. Fuchs spezifizierte diese Technik auf Grundlage seiner Ausbildung zum Tiefdruckretuscheur.
Mit einem Cutter entfernte er gezielt Teile aus Fotografien, die die Außenwelt abbildeten.
So führte er zwei Wirklichkeitsebenen des Bildes gegeneinander ins Feld: Wo das Foto noch Fragmente der Realität spiegelt und unseren Blick erfreut, erscheinen plötzlich Formen und Figuren, die außerhalb des Sichtbaren existieren. Die Wirklichkeit des Abbildes wird sabotiert – das Foto dient nun der Grafik, die mit weißen Formen in das Werk eingreift. Diese bearbeiteten Fotoabzüge nennt Fuchs Foto-Décollagen. Sie bilden das „Standbein“ seiner künstlerischen Tätigkeit. Als „Spielbein“ fungieren die Fährten, die er in der Städtischen Galerie Speyer auslegt – ein weit gespannter Querschnitt seines Schaffens: Fotografien, Foto-Décollagen, Objektkunst, Videos und Installationen.
Gerhard Fuchs, geboren 1955 inSpeyer, ist gelernter Tiefdruckretuscheur. Die Arbeit mit Negativ- und Positiv-Filmen schärfte früh sein Auge für Präzision, Kontrast und Struktur. An der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studierte er Grafik und Malerei. Nach längeren Aufenthalten in Berlin und München lebt und arbeitet Fuchs seit 1987 in Speyer und überschreitet als experimenteller Künstler bewusst die Grenzen klassischer Sparten.
Sein Werk wurde in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Zudem erhielt ermehrere Preise und Stipendien. Mit dem Eintrag ins Allgemeine Künstler-Lexikon (AKL) wurde sein Schaffen als von „nationaler Bedeutung“ eingestuft – so der Kunsthistoriker und frühere Leiter der Städtischen Galerie Clemens Jöckle in einem seiner letzten Gespräche über den Künstler.